Prävention zum Thema „Gewalt u. sexuelle Gewalt“

Diese Aktion wurde in Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk und der Kinderschutzakademie veranstaltet. Die Kosten von 270 € u. wurden vom Elternverein und von der Raiba Haibach übernommen. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an diese zwei Sponsoren !

Gewalt u. speziell sexuelle Gewalt ist auch für uns Lehrerinnen ein sehr wichtiges und brisantes Thema.
Das Kinderhilfswerk und die Kinderschutzakademie veranstalteten zu diesem Thema spezielle 3-teilige Workshops für Kinder, Eltern und LehrerInnen.
Dieser Schwerpunkt bestand aus 3 Teilen:
– 1. Infoabend für Eltern
– 2. Lehrerinnenprojekt
– 3. Workshops f. unsere SchülerInnen

Näheres zum Elterninformationsabend, der an unserer Schule am 26. März stattfand und auch sehr gut besucht war:
Die Eltern erfuhren, was sie selbst vorbeugend tun können, um ihre Kinder vor Gewalt und sexuellem Missbrauch zu schützen. Es wurden Präventionsmaßnahmen erläutert und Fragen beantwortet.
In einer 3-stündigen Informationsveranstaltung wurde den LehrerInnen der Leitfaden „Was tun bei Verdacht auf Missbrauch“ zur psychosozialen Netzwerksarbeit vermittelt. Weiters wurden die rechtlichen Grundlagen (JWG § 37) und die Kooperation mit den Jugendämtern vorgestellt.
Die Workshops für unsere SchülerInnen dauerten ca. 4 Stunden. Dabei erhielten die Kinder altersgemäß und spielerisch Informationen. Sie lernten, auf ihre Gefühle zu achten und erfuhren, was „schlechte“ Geheimnisse sind.
Sie lernten auch, drohende Gefahren rechtzeitig zu erkennen und – wenn nötig – Hilfe zu holen.

Die Täter kommen zum Großteil aus dem sozialen Nahraum der Kinder (z. B: Väter, Stiefväter, enge Freunde oder Verwandte, Erziehungspersonen, Nachbarn usw.) Diese entstammen jeder Gesellschaftsschicht, üben die verschiedensten Berufe aus, sind ebenso häufig arbeitslos wie andere Männer und haben ähnliche Freizeitgewohnheiten. – Sie haben aber ein ernsthaftes Problem mit ihrer Sexualität. Von diesen Tätern sind 40 % unter 18 Jahren, 50 % von 19 bis 50 Jahren und 10 % über 50 Jahre.

Frauen als Täterinnen sind sehr viel seltener und daher mit einem noch größeren Tabu behaftet (ca. 10%).

Täterstrategien

Die Täter versuchen, die Kinder zu verwirren – sie geben ihnen das Gefühl, für das Geschehen verantwortlich zu sein. Die geforderte Geheimhaltung wird oft mit Drohungen untermauert, die bei den Opfern Angst und Schuldbewusstsein hervorrufen. Die Täter geben den Opfern und der Umwelt die Schuld und übernehmen selbst keine Verantwortung für ihr Handeln.

Erkennbare Signale – vor allem die Veränderung des Kindes selbst:

– Auffälligkeiten im Genital-, Anal-, Mund- und Halsbereich (Rötungen, Entzündungen, blaue Flecken, Bissspuren)

– Reiben. Kratzen und Jucken der Geschlechtsteile

– Probleme mit der Bekleidung im Genitalbereich

– Pilz- und Harnwegsinfektionen

– Essprobleme (Schluckbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, aber auch Mager- und Fettsucht)

– selbstzerstörerische Verhaltensweisen gegen den eigenen Körper und Selbstbestrafung

– Bauch – und Unterleibsschmerzen, Kopfschmerzen, häufiges Kranksein, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit

– Bei manchen Kinder bemerkt man einen plötzlichen Leistungsabfall in der Schule, Tagträumereien, Vermeidung von Sport- oder Schwimmunterricht

– Auch Ängste und Zwänge (z.B. Reinlichkeitszwang), Agressionen und antisoziales Verhalten kommen vor – ebenso wie Ekel und Abscheu vor dem eigenen Körper, Malen und Zeichnen von Angst erregenden Szenen (aber: Vorsicht bei der Interpretation)

Eine wirklich lückenlose Aufzählung der erkennbaren Signale ist an dieser Stelle nicht möglich – jedes Kind reagiert anders !

Die Kinder sind in 3 Gefühlsbereichen gefangen:

a) Schuldgefühle, b) Peinlichkeit und Scham, c) massive Ängste vor den Auswirkungen einer Lüftung ihres Geheimnisses.

Haltung und wichtige kleine Schritte im Verdachtsfall:

– nicht zu schnelles Konfrontieren der Eltern oder anderen Bezugspersonen

– professionelle Hilfe in den Beratungsstellen einholen (Jugendamt, Kinderschutzzentren, Ärzte, Psychologen)

– Dokumentaion der Beobachtungen

Sehr wichtig:§ 37 JWG – Mitteilungspflicht:

„Behörden, Organe der öffentlichen Aufsicht, sowie Einrichtungen zur Betreuung oder zum Unterricht von Minderjährigen haben dem Jugendwohlfahrtsträger über alle bekannt gewordenen Tatsachen Meldung zu erstatten, die zur Vermeidung oder Abwehr einer konkreten Gefährdung eines bestimmten Kindes erforderlich sind.“

SCHULISCHE PRÄVENTIONSMAßNAHMEN:

Es gibt einige wichtige Bereiche der Vorbeugung sexuellen Missbrauchs von Mädchen und Buben, die möglichst von Anfang an in den schulischen Alltag mit eingebaut werden sollten:

– Vertrauen in die eigenen Gefühle ist im Umgang mit Menschen DER entscheidende Selbstschutz.

– Erwachsenwerden bedeutet nicht Überwindung der eigenen Gefühle, sondern Bewusstwerden und Benennen all der verschiedenen, auch gemischten und widersprüchlichen Gefühle.

– Ziel ist das Erkennen und Respektieren der eigenen Gefühle und auch der von anderen.

Auch eine umfassende Sexualerziehung in altersgemäßer Form ist wichtig, damit Buben und Mädchen ihren Körper und ihre Sexualität positiv, schön und zärtlich erleben. Sie sollten für alle ihre Körper- und Geschlechtsteile Begriffe haben, die ihnen nicht peinlich sind, in ihren Fragen Ernst genommen werden und richtige Antworten erhalten.

Es gibt schöne Geheimnisse, die zu hüten Spaß macht und es gibt bedrückende, schlechte Geheimnisse, die Angst machen und sich sehr unangenehm anfühlen. – Mit den Kindern muss besprochen werden, dass solche schlechten Geheimnisse keine Geheimnisse sind, sondern Erpessungen und dass es kein Petzen ist, darüber zu sprechen.

Es ist auch kein Zeichen von Schwäche, sich Hilfe und Unterstützung zu holen – im Gegenteil !

WICHTIGE INTERNETADRESSEN:

www.kinderschutz-linz.at www.jugendwohlfahrt-ooe.at www.prozessbegleitung.co.at

In der Literatur gibt es sehr, sehr viele Bücher, die auch den Eltern helfen, ihre Kinder besser auf ein solches Thema vorzubereiten. Einige davon sind in der unten stehenden Liste angeführt:

FACHLITERATUR ZUM THEMA
SEXUELLER MISSBRAUCH UND GEWALT
Bücher zur Information für Erwachsene:
– Friedrich, M.: Tatort Kinderseele. Sexueller Missbrauch und die Folgen. (Ueberreuter, 2001). – sehr gute allgemeine Info zu dem Thema.
– Enders, U.: Zart war ich, bitter war´s. Handbuch gegen sexuellen Missbrauch. (Kiepenheuer & Witsch; 3. Auflage, 2009) – sehr empfehlenswert !

– De Waal, H./Thoma, C.: Was tun bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen? Ein Leitfaden für wirksames (berufliches) Handeln. (Broschüre zu bestellen bei: die Möwe, Kinderschutzzentrum, Tel. 01/5321515 – ein Muss für jeden, der mit Kindern arbeitet; Geheimnismodell ist beschrieben.
– Gute Info-Broschüren (für Eltern, für PädagogInnen) findet man auch bei der OÖ. Kinder-u. Jugendanwaltschaft, kostenlos zu bestellen unter www.kija-ooe.at.

BÜCHER ZUR ARBEIT MIT KINDERN

– Prävention: Viele Materialien findet man bei donna vita (pädagogischer-therapeutischer Fachhandel) unter www.donnavita.de
– Kramer, D. u.a.: Prävention – echt stark! Unterrichtsmaterialien für Förderschulen und Förderzentren zur Prävention von sexuellem Missbrauch. (Petze, 2007). – Arbeitsmaterialien und Vorlagen zum Thema Gefühle, Berührungen,
– Mebes, M.: Kein Küsschen & Kein Anfassen auf Kommando. Didaktisches Material. (mebes&noeck, 2004).
– Koch, H./Kruck, M.: „Ich wird´s trotzdem weitersagen!“ Prävention gegen sexuellen Missbrauch in der Schule (Klassen 1 – 10). Theorie, Praxisberichte, Literaturanalysen, Materialien. (LIT, 2000).
– Finke, R.: Weil ich nein sagen darf. Körper, Sexualität und Gefühle: starke Kinder können sich besser schützen. (Christophorus-Verlag, 1998)
– Kreul, H. : Ich und meine Gefühle: Emotionale Entwicklung für Kinder ab 5. (Loewe, 2004)

– Lichtenegger, B.: Ge(h)fühle! Arbeitsmaterialien für Schule, Hort und Jugendgruppen. (Veritas, 2003)

– Braun, G./Wolters, D.: Das große und das kleine NEIN. (Verlag an der Ruhr, 1991)

– Enders, U./Wolters, D.: Schön blöd. Ein Bilderbuch über schöne und blöde Gefühle. (anrich, 2004)

– Enders, U./Wolters, D.: Wir können was, was ihr nicht könnt! Ein Bilderbuch über Zärtlichkeit und Doktorspiele. (Anrich, 1996)

– Mebes, M./ Sandrock, L.: Kein Küsschen auf Kommando. (mebes&noack, 2002).

– Mebes, M./ Sandrock, L.: Kein Anfassen auf Kommando. (mebes&noack, 2002).

– Geisler, D.: Mein Körper gehört mir! (Loewe, 1995).

ZUM THEMA AUFKLÄRUNG:
– Thor-Wiedemann, S./Rieger, B.: Wachsen und erwachsen werden. Das Aufklärungsbuch für Kinder. (Ravensburger, 2004). – tolles Aufklärungsbuch ab 8 Jahren.
– Mennen, P./Geisler, D.: First Love. Alles über Liebe und Sexualität. (Ravensburger, 2001) – ca. ab 10 J.
– Cole, B.: Mami hat ein Ei gelegt. (Sauerländer Verlag, 1994)- sehr lustiges Bilderbuch zum Thema Aufklärung
– Herrath, F./Sielert, U.: Lisa und Jan. Ein Aufklärungsbuch für Kinder und ihre Eltern. (Beltz, 1991).
– Geisler, D.: Das bin ich – von Kopf bis Fuß: Selbstvertrauen und Aufklärung für Kinder (Loewe, 2003)
– Kreul, H.: Mein erstes Aufklärungsbuch. (Loewe, 2007).
– Harris, R.H./Emberley, M.: Total normal. Was du schon immer über Sex wissen wolltest. (Alibaba Verlag, 2008).

BILDERBÜCHER UND GESCHICHTEN ÜBER SEXUELLEN MISSBRAUCH:
– Meier, K./Bley, A.: Das kummervolle Kuscheltier. Ein Bilderbuch über sexuellen Missbrauch. (arsEdition, 1996).
– Wabbes, M.: Ich dachte, du bist mein Freund. Kinder vor sexuellem Missbrauch schützen. (Brunnen, 2000).
– Wachter, O.: Heimlich ist mir unheimlich. (Donna Vita, 1997)
– Hochheimer, I.: Mutmachmärchen. Wie sich Mädchen und Jungen gegen sexuellen Missbrauch wehren können. (Beltz, 2007)

Auch für unsere Schule werden Materialien und Bücher zu diesem Thema angekaufen, die dann von den Kindern auch ausgeborgt werden können.
An zwei Vormittagen wurden unsere SchülerInnen in den Workshops von MMag. Doris Assinger geschult.